EINLEITUNG
Von einer Hafenstadt namens Rorschach ist hier die Rede; von einer Industriestadt am Bodensee im Laufe des 20. Jahrhunderts, die einen wesentlichen Teil ihrer Bedeutung eingebüsst und manches schöne Gebäude verloren hat. Es tat mir stets weh, wenn während der Jahre des Niedergangs die Stadt schlechtgeredet wurde. Ich liebe Rorschach, und wann immer ich nach Auslandreisen auf die Hafenmauer ging oder vom Rorschacherberg herunterblickte, wusste ich: Hier bin ich zu Hause – und es gibt für mich keinen schöneren Ort in der Ostschweiz. In der Kleinstadt fand ich jene Lebensqualität, die ich als junger Auswanderer in der Weltstadt New York vermisst hatte.
Rorschach mit See, Stadt und Berg war immer interessant, voller Geschichten und spannender Menschen. Vielleicht auch darum wollte ich als Bub Journalist oder Radioreporter werden. Es kam anders, aber die erzählerische Neigung konnte ich nach der Pensionierung als Stickereiverkäufer endlich ausleben: Ermuntert vom Leiter der Lokalredaktion, begann ich ab 1999 regionalhistorische und aktuelle Beiträge für die Rorschacher Ausgabe des St. Galler Tagblatts zu schreiben. Dabei folgte ich einer Spur, die mein Vater als Hobbyfotograf bereits in den 1920er-Jahren aufgenommen hatte: Er hielt mit der Kamera fest, was abgebrochen wurde oder sonstwie verloren ging. Und wie schon er mit Bildern, wollte ich mit Worten die Veränderungen in der geliebten Heimat, im Leben der Menschen und in der Natur festhalten und Vergessenes wieder lebendig machen.
Das vorliegende Buch enthält eine Auswahl dieser Beiträge, die sich an die formalen Vorgaben einer Zeitung halten – kurz, oder wenigstens nicht zu lang, ho ffentlich verständlich und so «objektiv» wie möglich erzählt. Ich habe sie für diese Publikation nur wenig verändert und masse mir nicht an, von einem literarischen Werk zu sprechen. Trotzdem möchte ich zu einem Zitat des spanischen Schriftstellers Jorge Semprún greifen: «Ohne Literatur stirbt die Erinnerung.» Meine Rorschacher Geschichten sehe ich in diesem Sinn: Sie sollen die Erinnerung wachhalten. Und bestenfalls nicht nur den Blick zurück schärfen, sondern Aussichten nach vorn erö
Von einer Hafenstadt namens Rorschach ist hier die Rede; von einer Industriestadt am Bodensee im Laufe des 20. Jahrhunderts, die einen wesentlichen Teil ihrer Bedeutung eingebüsst und manches schöne Gebäude verloren hat. Es tat mir stets weh, wenn während der Jahre des Niedergangs die Stadt schlechtgeredet wurde. Ich liebe Rorschach, und wann immer ich nach Auslandreisen auf die Hafenmauer ging oder vom Rorschacherberg herunterblickte, wusste ich: Hier bin ich zu Hause – und es gibt für mich keinen schöneren Ort in der Ostschweiz. In der Kleinstadt fand ich jene Lebensqualität, die ich als junger Auswanderer in der Weltstadt New York vermisst hatte.
Rorschach mit See, Stadt und Berg war immer interessant, voller Geschichten und spannender Menschen. Vielleicht auch darum wollte ich als Bub Journalist oder Radioreporter werden. Es kam anders, aber die erzählerische Neigung konnte ich nach der Pensionierung als Stickereiverkäufer endlich ausleben: Ermuntert vom Leiter der Lokalredaktion, begann ich ab 1999 regionalhistorische und aktuelle Beiträge für die Rorschacher Ausgabe des St. Galler Tagblatts zu schreiben. Dabei folgte ich einer Spur, die mein Vater als Hobbyfotograf bereits in den 1920er-Jahren aufgenommen hatte: Er hielt mit der Kamera fest, was abgebrochen wurde oder sonstwie verloren ging. Und wie schon er mit Bildern, wollte ich mit Worten die Veränderungen in der geliebten Heimat, im Leben der Menschen und in der Natur festhalten und Vergessenes wieder lebendig machen.
Das vorliegende Buch enthält eine Auswahl dieser Beiträge, die sich an die formalen Vorgaben einer Zeitung halten – kurz, oder wenigstens nicht zu lang, ho ffentlich verständlich und so «objektiv» wie möglich erzählt. Ich habe sie für diese Publikation nur wenig verändert und masse mir nicht an, von einem literarischen Werk zu sprechen. Trotzdem möchte ich zu einem Zitat des spanischen Schriftstellers Jorge Semprún greifen: «Ohne Literatur stirbt die Erinnerung.» Meine Rorschacher Geschichten sehe ich in diesem Sinn: Sie sollen die Erinnerung wachhalten. Und bestenfalls nicht nur den Blick zurück schärfen, sondern Aussichten nach vorn erö